Portrait
Wissenswertes
Willkommen in Leukerbad
Die Gemeinde Leukerbad liegt auf 1411 m.ü.M und ist eingebettet in eine wunderschöne und eindrückliche Bergwelt. Von Touristen, Sport- und Kurgästen sehr geschätzt, bietet unser Dorf auch einen hohen Standard an Wohn- und Lebensqualität.
Karte
Geschichte
Vorgeschichte, Altertum
1315: Älteste Urkunde
Die älteste Urkunde, die das Gemeindearvchiv von Baden aufweist, ist vom Jahre 1315 (Schlacht am Morgarten!), der in rascher Reihe zahlreiche Urkunden folgen. Aus denselben ergibt sich, dass bereits am Ende des 13. Jahrhunderts hier eine vollständig organisierte Gemeinde mit Bruderschaften und mit freiem Gemeindeeigentum am Gilden, Wäldern und Allmenden bestand. Auch war die Zahl der Bewohner keineswegs gering. Einzig aus dem Jahre 1380 sind uns gegen 50 Familienväter bekannt, obwohl im Verlaufe dieses Jahrhunderts die Hälfte der einheimischen Geschlechter, wohl als Folge des sogenannten schwarzen Todes, verschand. Die Leute wohnten zunächst auf ihren zerstreuten Höfen, und erst allmählich gewinnt das Dorf an Ausdehnung und Bedeutung.
Nach dem Historisch-Biographischen Lexikon wird Leuekrbad im Jahre 1229 zum ersten Male erwähnt, das Dorf hiess dazumal noch Boez, und dieser Name war bis 1500 gebräuchlich.
Mittelalter
1484: Bau der Pfarrkirche
Bischof Jost von Silinen vereinigte das Eigentumsrecht der unteren Quellen in seiner Hand, widmete Leukerbad seine besondere Aufmerksamkeit, verweilte gerne dort, erstellte neue Bäder und erneuerte mehrere Gasthäuser. Durch sein Beispiel angefeuert, legten auch die Talbewohner und die Herren aus Leuk, besonders die Oggier de Cabanis, rüstig Hand ans Werk und erbauten sich geräumige Gast- und Wohnhäuser. Auch die Talgemeinde blieb nicht zurück. Sie erstellte in den Jahren 1449 und 1460 eine neue Strasse von Leuk her, und über ein Jahrhundert blieben, wie vorhandene Akten uns beweisen, die Erbauung und Erhaltung von Strassen eine ihrer Hauptbeschäftigungen. Die Bäder wurden bekannt und besucht. Der alte Name Boez verschwindet in diesem Jahrhundert aus Akten, und Tal, Dorf und Gemeinde nennen sich einfachhin Balnea (Balnea leucensia, thermae leucenses), die deutschen Urkunden «Baden».
Jost von Silinen konnte jedoch sein bekonnenes Werk nicht zu Ende führen. Politische Stürme zwangen ihn, das Wallis zu verlassen. Vorher vollendete er noch den im Jahre 1484 begonnenen Bau einer Pfarrkirche in Leukerbad und liess über der Hauptpforte sein Wappen mit der Unterschrift hinsetzen: Jod. de Silinon Epps. Sedun. Fundator huius ecclesiae. Die Kirche war ursprünglich in gotischem Stil gebaut, wurde später planlos verstümmelt und machte endlich 1864 der neuen, geräumigen Kirche Platz. (NB. Das Wappen ist heute noch zu sehen im «alten Chor», heute Tauf- und Beichtkapelle)
1501: Kardinal Matthäus Schiner
Bischof und Kardinal Schiner erwarb 1501 von den Erben des Bischofs Silinen dessen Eigentum und Rechte auf die Bäder, vollendete dessen Bauten, erstellte zwei neue und grössere Bäder mit herrlicher Aussicht auf die umliegenden Gebirge und baute sich selbst ein stolzes Wohngebäude aus Quadersteinen. Es war die Zeit des Höhepunktes dieser Bäder für Jahrhunderte. 1501 erhob er Leukerbad zu einer selbständigen Pfarrei, während es bis dahin von Leuk aus pastoriert worden war. Um diese zeit vollzog sich eine merkwürdige Veränderung im Volksleben. In den letzten Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts trat neben der bis dahin einzig vorkommenden romanisch-französischen Volkssprache immer entschiedener die deutsche auf, und in zwei Menschenaltern war die alte Volkssprache gänzlich verdrängt. Das Übergewicht der deutschen Bevölkerung im Wallis über die französische, die tatkraftigen deutschen Prälanten Supersaxo, Silinen, Schiner auf dem bischöflichen Stuhle von Sitten, der enge Verkehr mit den Bewohnern jenseits der Gemmi und die vielen aus deutschen Landen herströmenden Gäste bewirkten diesen Umschwung.
1682: Verkauf der Bäder an die Gemeinde Leukerbad
Die Bischöfe von Sitten als Herren der Bäder im 15. Jahrhundert
Erst in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts treten die Bäder wieder in den Vordergrund. Die Häupter des Hauses Raron waren inzwischen nach langen, unseligen Kriegen gezwungen worden, das Land zu verlassen. Im Jahre 1478 fielen die Heilquellen und Bäder zum Teil an die bischöfliche Tafel in Sitten, teilweise an die damals aufblühende und reiche Familie Oggier de Cabanis aus Leuk und Baden sowie an die Hertenstein aus Luzern. Die Oggier blieben Eigentümer des Heilbades bis zum Jahre 1668. Dann kam es käuflich an Heinrich Steinmann aus Luzern und 1682 an die Gemeinde Leukerbad. Der Teil von Hertenstein ging wahrscheinlich an das Haus Silinen über.
1518–1999: Lawinenniedergänge
Nach Erzählungen von Collinus stürzte im Winter 1518 vom östlichen Bergabhang eine gewaltige Lawine auf das (damals ungeschützte) Dorf, zerstörte alle Gebäude bis an die Kirche und tötete 61 Personen. Nur das vom Kardinal Schiner aufgeführte Gebäude aus gehauenen Steinen konnte diesem Anprall widerstehen.
Man baute daraufhin einige Dämme gegen die Lawinen; als aber das Unglück längere Zeit ausblieb, wurden auch diese vernachlässigt. Da stürzten gegen Ende des 16. Jahrhunderts die Lawinen in kurzer Zeit siebenmal auf das Dorf und zerstörten sämtliche Bäder und Gasthöfe. Auch das Haus von Schiner aus gehauenen Steinen vermochte nicht mehr standzuhalten.
Die erwähnten Lawinenunglücke schlugen der Badeanstalt unheilvolle Wunden. Der Besuch wurde spärlicher. Man verlor den Mut, die Strassen wurden vernachlässigt und von den Bädern und Gasthäusern nur noch das Notwendigste wieder erstellt. Das Eigentum der Bäder ging durch Heirat einer Erbtochter aus dem Hause Schiner 1592 auf das Haus Werra in Leuk über.
Am 17. Jänner 1719 zerstörte eine gewaltige Staublawine das Dorf abends gegen 8 Uhr abermals. Die wenigen Verschonten eilten unter der umsichtigen Anleitung ihres Seelsorgers, H.H. Johann Plaschy, auf die Schneemassen, und ihren Anstrengungen und der herbeieilenden Hilfe der nächstgelegenen Dörfer gelang es, eine schöne Anzahl noch lebend zu bergen. Allein 53 Personen waren tot oder starben gleich darauf an den erlittenen Verletzungen.
1999 beschädigte eine Staublawine mehrere Häuser im Gebiet genannt «Noyer». Es entstand glücklicherweise nur Sachschaden.
In der Neuzeit war die Gemeinde immer wieder bestrebt, die Sicherung des Dorfes gegen mögliche Lawinenabgänge weiter zu verbessern. Einerseits mit Metallverbauungen und andererseits mit verschiedenen Sprenganlagen.
Neuzeit
1959–1961: Bau der Rheumaklinik
Nach langwierigen Vorarbeiten unter dem Vorsitz des Zürcher Stadtrates und nachmaligen sozialdemokratischen Bundesrates, Dr. Willy Spühler, kam es am 31. März 1953 zur Gründung des Vereins «Rheuma-Volksheilstätte Leukerbad» dem folgende Mitglieder angehörten: die Kantone Wallis, Bern, Luzern und Zürich, die Gemeinden Zürich, Bern, Winterthur, Biel und Leukerbad sowie Gewerkschaftsorganisationen.
Mit dem Bau der Klinik selbst, konnte im Frühjahr 1958 begonnen werden. Nach dreijähriger Bauzeit erfolgte die Einweihung am 3. Juni 1961.
Das heutige Rehazentrum Leukerbad beherbergt zwei Kliniken unter einem Dach: Die Rheuma- und Rehabilitationsklinik behandelt Patienten mit muskuloskeletalen Erkrankungen, postoperativen/posttraumatischen Zuständen am Bewegungsapparat.
Baugeschichte
1700: Bau des ersten Hotels in Leukerbad
Das Hotel Maison Blanche auf dem Dorfplatz gilt als das Älteste von Leukerbad. Bereits im 17. Jahrhundert wurde der Erstbau errichtet und nach der Zerstörung durch eine Schneelawine 1719 wiederum neu erbaut. Das fünfstöckige Steinhaus war der Aufenthaltsort der meisten Kurgäste, welche bis Anfang des 19. Jahrhunderts in Leukerbad weilten.
Literaturgeschichte
9. Nov. 1779: Goethe in Leukerbad
Als Goethe am 9. November 1779 in Leukerbad Unterkunft fand, merkte er in seinem Tagebuch an, dass die Wirtin gerade im Wochenbett liege. Über die Leukerbadner hat Goethe viel freundlichere Worte geschrieben als über die Sittener. «Sie sind auch unter diesen grossen Gegenständen der Natur minder merkwürdig. Ich zweifle nicht, dass man bei längerem Aufenthalt gar interessante und gute Leute finden würde.» Er spricht dann von willfähriger, freundlicher, uneigennütziger, gastfreier Einstellung der Menschen ... allerdings auch von Überaschungen in der Nacht ... dabei wäre Goethe doch nahe genug bei den warmen und säubernden Heilquellen gewesen!
Wirtschaft
1478: Erste Gasthäuser
1478 entstanden die ersten Gasthäuser im damaligen Balnea leucensia oder "Baden". Kardinal Matthäus Schiner besass im Jahre 1510 drei grosse Gasthöfe, von denen jedoch einer, von den Bischöfen Supersaxo oder Silinen erbaut, den bischöflichen Tafel gehörte. In diesen Jahren war sein Bruder Casper der reichtste Eigentümer des Tales. Schiner war um das Aufblühen des Kurortes stets bemüht und machte das Bad auf seinen vielen Reisen so bekannt, dass bald von allen Seiten her eine bedeutende Anzahl Badegäste zum Kuren wie zur Unterhaltung zusammenströmte.
Im Jahre 2005 zählt das Bäderdorf 32 Restaurants, 3 Tea-Rooms, 4 Bars/Pubs und ein Dancing sowie 29 Hotels und Gruppenunterkünfte.
Bau- und Verkehrsinfrastruktur
1850: Bau der Strasse
1850 zählte das Dorf 577 Einwohner und endlich war Leukerbad per Strasse vom Tal aus erreichbar. In jene Zeit galt die Landwirtschaft im Tale entlang der Dala noch ganz selbstverständlich als Hauptreferenz der Wirtschaft. Einblick in deren Bedeutung bekommt man bei der Berechnung des Expropriationspreises der Grundstücke, die für den Bau der Fahrstrasse von Leuk nach Leukerbad im Jahre 1850 bezahlt wurden. Sie basierte auf dem Weidewert der Wiesen. Die Experten errechneten damals den Kaufpreis von Fr. 5'600.00 für den Boden des Strassenstücks zwischen Inden und Leukerbad. Sie gingen davon aus, dass dort 700 Schafe während 14 Tagen im Frühjahr und 8 Tagen im Herbst weiden konnten. Auf 2 Rappen pro Schaf und pro Tag im Frühjahr und auf 1 Rappen im Herbst wurde der Unterhalt der Tiere geschätzt. Anhand dieses Massstabes aus der traditionellen Landwirtschaft ergab sich die ausbezahlte Entschädigungssumme für ein Werk im Dienste der neuen Zeit.
20. Juni 1915 – 27. Mai 1967: Eisenbahn
Schon zur Zeit der Römer entdeckte man im späteren Leukerbad heisse Quellen (41 Stufe C) und die Heilkraft für bestimmte Krankheiten, was zahlreichen Verkehr brachte. Ab 1847 existierte ein Kutschendienst, der für die 16 km zwischen Tal und Kurort 4 Stunden benötigte. Dieses Transportmittel war bald ungenügend, und ein Eisenbahnprojekt entstand. Der Bau beginnt am 29. Februar 1912. Der erste Zug trifft am 3. Juli 1915 in Leukerbad ein. Das Rollmaterial bleibt bis zur Aufhebung der Bahn das gleiche: 3 Triebwagen, 3 Personen- und 7 Güterwagen. Eine für den Bau verwendete Dampflok verbleibt bis 1921.
1942 werden die Triebwagen verstärkt (510 PS anstelle von 340 PS), womit die Geschwindigkeit auf Zahnradabschnitten von 9 auf 18 km/h erhöht wurde.
Wegen der zahlreichen Linienführung, welche sich auf der Strasse befanden, musste die Bahn 1967 einem Busbetrieb weichen. Die LLB übergab der Blonay-Chamby-Bahn eine Zugskomposition und 6 Güterwagen.
Eckdaten der Bahn:
Leistung 340 PS, später 510 PS
Höchstgeschwindigkeit 30 km/h Adhäsion, 18 km/h Zahnrad
1957: Bau der Gemmibahn
Schon die Römer sollen den Gemmipass vom Berner Mittelland ins Walliser Tal begangen haben. Später folgten ihnen Soldaten, Pilger und Handelsreisende. Auch viele bekannte Persönlichkeiten wie Mark Twain, Lenin und Pablo Picasso haben die herrliche Gegend kennengelernt. Wo sich früher zahlungkräftige Reisende in Sänften und später im bekannten «Gemmi-Wägeli» über die Kantonsgrenze befördern liessen, stehen heute Luftseilbahnen und gepflegte Wanderwege zur Verfügung. Für das leibliche Wohl sorgen gemütliche Berggasthäuser. Eines ist während Jahrhunderten unverändert geblieben: die eindrückliche Landschaft, die immer wieder fasziniert und zum wiederholten Besuch anregt, denn die Gemmi-Region hat Tradition.
Die klassische Gemmi-Wanderung führt mit der Gemmibahn von Leukerbad (1'460 m) hinauf auf den Gemmi-Pass (2'350 m) zum Berghotel Wildstrubel, das eine prächtige Vogelschau auf Leukerbad und ein herrliches Panorama auf die Walliser Alpen mit dem Matterhorn bietet. Hier ist auch Ausgangs- und Schlusspunkt des steilsten und längsten Klettersteiges der Schweiz auf das Daubenhorn (2'941 m). Das Berghotel Wildstrubel ist der Ausgangspunkt für zahlreiche Routen im Gemmi-Gebiet.
Wo sich Twain über Sänften belustigte
Unterwegs zwischen Kandersteg und Wallis: Der Gemmipass als begehrtes Wandergebiet einst und heute. Dort erwartet einen ein atemberaubendes Panorama auf einem kaum begangenen Weg. So wird der Ausflug zum Erlebnis. Die Alpen galten bis ins späte Mittelalter als unzugänglich und boten Stoff für Sagen. Das änderte sich im 17., stärker noch im 18. Jahrhundert. Engländer entdeckten den vor rund 40 Millionen Jahren durch die Nord-Verschiebung der afrikanischen Platte entstandenen Alpenraum.
Nach den Engländern gehörten Franzosen, Italiener, später Schweizer zu jenen, welche die wilden, sagenumwobenen Regionen betraten, Berggipfel bestiegen und sich führen liessen. Nicht alle waren körperlich zu Höchstleistungen in der Lage. Hilfe war gefragt. Dies führte zu einer Zunahme des Verkehrs zu Fuss, Pferd, in Sänften, auf Wägelchen oder dergleichen mehr.
Die Region Kandersteg war besonders beliebt – es gab zahlreiche internationale Prominenz, die hier die Bergwelt entdeckte.
Aufbruch mit Twain und Lenin
Der bescheiden ausgebaute Weg zum Gemmipass war ein beliebtes Ziel für Hochrangige aller Art. Im Berggasthof, heute Hotel Schwarenbach, 1742 erbaut, kehrten unter vielen anderen Horace Bénédict de Saussure (1777 im Gästebuch eingetragen), Adalbert von Chamisso (1812), Alexandre Dumas (1832), Edward Whymper (1860, Matterhorn-Erstbesteiger), Jules Verne (1873), Guy de Maupassant (1877), Sir Arthur Conan Doyle (1893) und Pablo Picasso (1933) ein. Zwei der Sommerfrischler hiessen Mark Twain (war 1878 dort) und Wladimir Iljitsch Uljanow (1904), besser bekannt unter dem Namen Lenin.
Der US-Bürger Mark Twain («Tom Sawyer und Huckleberry Finn») beschrieb eine Reise durch die Schweiz in süffisantem Stil. Er startete am 21. August 1878 von Luzern über den Brünigpass nach Meiringen und Interlaken. Dort bestieg er samt Gefolge eine Kutsche und gelangte nach Kandersteg. Von dort liess er sich zum Gemmipass führen. In Frutigen nahm er das opulente Mittagsmahl ein und hatte Ärger mit einem betrunkenen Kutscher. Der brachte ihn ins Kandersteger Hotel Bären, das erste vor Ort. Bei einem Abstecher ins Gasterntal genoss er die Abendstimmung und belustigte sich über die Sänften, auf denen edle Jüngere und Bejahrte sich zu Berge tragen liessen.
Der Reiseleiter beschäftigte ihn ebenfalls im mausarmen Fremdenort: Er sollte für ihn ein Bild erstehen. Als Twain die Kosten zu hoch erschienen, besuchte er selbst den Händler und erfuhr, dass der Preis deutlich tiefer war. Dieser beschied ihm, dass er den tieferen Preis bezahlen, aber dem Reiseleiter nichts sagen solle. Auf die Frage nach dem Warum hörte er, dass der Reiseleiter sonst nicht mehr bei ihm vorbeigehen würde. Am 24. August übernachtete Twain im «Schwarenbach».
Das Gemmi-Wägelchen
Ab 1896 wurde das vom «Bären»-Hotelier Rudolf Egger erfundene Gemmi-Wägelchen benützt. Der Kutscher musste die Fahrten zu Fuss begleiten und erhielt für seinen Dienst pro Ein-Pferd-Wagen und Person 20 Franken für die einfache Fahrt. Um 13'000 Leute liessen sich so jährlich befördern. Lenin schliesslich hielt sich nach Ablauf seiner Verbannung in Sibirien – wo er Nadeschda Krupskaja heiratete – seit 1900 in der Schweiz auf. 1904, als er das «Schwarenbach» aufsuchte, schrieb er sein Buch «Ein Schritt vorwärts, zwei Schritte zurück». Bis zur Revolution wohnte er samt Hofstaat an verschiedenen Orten (Genf, Bern, Krakau und Zürich). Am 27. März 1917 bestieg er schliesslich in Zürich den plombierten Zugswagen und erreichte mit deutscher Unterstützung Tage später Petrograd, wie Leningrad (heute St. Petersburg) damals hiess.
Tomba … der Kater
Ein neuzeitlicher Bewohner des «Schwarenbachs» war Kater Tomba (in Anlehnung an den waghalsigen italienischen Skirennfahrer Alberto Tomba «la bomba»). Der Kater erblickte das Licht der Welt 1988 und zeichnete sich dadurch aus, dass er mit Gästen Gross Rinderhorn (3453 m), Altels (3629 m) und Balmhorn (3699 m) bestieg. Gäbe es Viertausender in der Nähe, hätte er wohl auch dies geschafft. Ähnlich gewagte Touren organisierte der aus ärmlichen Verhältnissen stammende Brite Thomas Cook aus Melbourne bei Leicester, der ab 1863 erste Gäste in die Region führte. Er verbuchte damit auf Anhieb Erfolg bei blaublütigen Abenteurern und bildungsbeflissenen Bourgeois, aber auch bei Jules Verne.
Nicht zuletzt dank Cook gelang Engländern, die die kaum berührte Natur Jahr für Jahr aufsuchten, eine Reihe Erstbesteigungen in den Schweizer Alpen. In neuster Zeit lässt sich Uno-Generalsekretär Kofi Annan öfter mal in Kandersteg blicken. Er ist mit dem Schweizer alt Bundesrat Adolf Ogi befreundet und hat durch den alteingesessenen Kandersteger die Berge entdeckt.
Die Bergwelt entdecken
Natürlich hat sich alles weiterentwickelt. So gehören geführte Touren zum Courant normal, und zwar nicht mehr auf Wägelchen oder in Sänften, sondern auf Schusters Rappen. Kleine Gruppen am Seil, geführt durch einen erfahrenen Bergführer und in guter physischer Verfassung, lassen die ruhige Region erleben. Eine der Routen führt vom Eggishorn auf kaum begangenen Wegen, teils über die traumhafte Gletscherwelt mit Hoch- und Absteigen in die Region Gemmipass und zum Schluss auf den Wildstrubel. Lustige Reminiszenzen sind so sicher wie Mattigkeit am Abend in einer wohligen Alpenclub-Hütte. Gestartet wird im Unesco-Weltnaturerbe Aletsch/Bietschhorn mit dem grössten Gletscher der Alpen mit einer Mächtigkeit von maximal 600 Metern (beim Konkordiaplatz) und einer Länge von 22 Kilometern. Aussicht auf die formschönen Walliser Riesen ist bei Sonnenschein garantiert, bevor am vorletzten Tag das imposante Halbrund des Wildstrubels erstiegen wird. Von da ists nicht mehr weit zum «Schwarenbach», nach Kandersteg und zu den Dreitausendern, die Twain und Lenin bewundert, aber nicht bestiegen haben.
1970–1972: Bau der Torrentbahn
Weitere Informationen: http://www.torrent.ch/de/welcome.cfm
Von 1970 bis 1972 erfolgte die Gründung und der Bau der Torrentbahnen. Am 30. Dezember 1971 konnte der Walliser Bundesrat Roger Bonvin als Chef des Eidgenössischen Verkehrs- und Energiewirtschaftsdepartements die neue Seilbahn einweihen. Damit war der Startschuss für einen ungebrochenen Aufschwung des Skitourismus im Torrentgebiet gegeben.
Mit der Seilbahn ab Leukerbad oder der Gondelbahn ab Flaschen–Albinen (mit Gratisparkplätzen) erreicht man die Bergstation «Rinderhütte», ins Herzen des Torrent-Gebietes. Ab hier steht den Gästen die ganze Vielfalt an Pisten zur Verfügung, von blau bis schwarz, von leichten Hängen bis zum Extremhang. Man geniesst im ganzen Gebiet eine einmalige Aussicht auf das Rhonetal.
Die verschiedenen Pisten sind mit insgesamt 10 Bahnen erschlossen, auch finden man im ganzen Gebiet heimelige Restaurants und ein wunderbares Gastronomieangebot.
1980: Eröffnung des Thermalbadecenters der Burgergemeinde
Weitere Informationen: http://www.burgerbad.ch/de/welcome.cfm
Selbst bis in die jüngste Zeit wurde allgemein angenommen, die Entdeckungen der Heilquellen von Leukerbad und die Ansiedlung von Bewohnern gehe bloss bis ins 13. Jahrhundert zurück.
In neuster Zeit wurde aber diese Annahme widerlegt, da an verschiedenen Orten im Dalatal eine bedeutende Anzahl von Altertümern aufgefunden wurden. Damit war der Beweis erbracht, dass Leukerbad und das Gebiet um die Heilquellen schon in der römisch-helvetischen Zeit und zwar spätestens im 2. Jahrhundert nach Christus bewohnt war.
In der Fusssohle des Dalatales lassen sich heute bis gegen 20 Quellen feststellen, die vorwiegend im Gebiet des linken Dalaufers oder im Dalabett selber entspringen. Die vier wichtigsten Quellen sind heute gefasst und dienen dem Badebetrieb. Die wasserreichste und wärmste gefasste Quelle in Leukerbad ist die St. Lorenzquelle. Sie entspringt am Rande des Dorfplatzes und speist die umliegenden Bäder. Mit 48–51° darf sie als eine der wärmsten Quellen der Schweiz angesprochen werden.
Im Gegensatz zur Rossquelle, die volkstümlich aus Rossgillu genannt wird, fördert sie nur wenig erdiges Material. Die Rossquelle mit ihren 175 Litern pro Minute gibt ihr Wasser an das Burgerbad und den Badeanlagen der Rheumaklinik ab. Die Themperatur beträgt ca. 45°. Unter den anderen noch gefassten Quellen finden wir die Heilbad- und die Armenbadquelle. Die Armenbadquelle bedint heute ebenfalls das Fünfsterne-Hotel Les Sources des Alpes. 1978/79 wurde weiter hinten im Dalabachbett beim Blischesgraben eine weitere Quelle gefasst. Mit rund 550–600 Litern pro Minute ist sie eine der wichtisten Quellen. Sie versorgt ebenfalls das Thermal-Badecenter Burgerbad, welches 1980 eröffnet wurde.
Textquelle: Gemeindeverwaltung Leukerbad und Wikipedia. Bildquelle: Gemeinde Leukerbad / adobeStock / Wikipedia. Alle Angaben ohne Gewähr.