Kirche
Römisch-katholische Kirche
Römisch-katholische Pfarrei
Pfarreigasse 3, 3942 Niedergesteln, www.niedergesteln.ch/bildung-pfarrei/pfarrei-priorat.php
Kirchenrat
Kirchenratspräsident, Prior, James Kachappilly
Kirchengutsverwalterin, Christine Wilisch
Vertreter Gemeinde, Rinaldo Steiner
Vertreter Pfarreirat, Jean-Claude Lerjen
Pfarreirat
Pfarreiratspräsidentin, Heidi Volken
Mitglied, Prior, James Kachappilly
Mitglied, Jean-Claude Lerjen
Mitglied, Marianne Pfammatter
Vertreter Gemeinde, Rinaldo Steiner
Vertreterin Sakristane und Sakrestaninnen, Beata Eberhardt
Vertreter Schule, Benjamin Theler
Gottesdienst
Samstag, 19.00 Uhr Vorabendmesse (abwechselnd zur Sonntagsmesse)
Sonntag, 09.30 Uh Sonntagsmesse (abwechselnd zur Samstagsmesse)
Dienstag, 19.00 Uhr Werktagsmesse
Donnerstag, 8.00 Uhr Schulgottesdienst
Herz-Jesu-Freitag, 19.00 Uhr Hl. Messe anschliessend eucharistische Anbetung (1. Freitag im Monat)
Krankenkommunion
Kapellen
Es sind keine Kapellen verzeichnet.
Geschichte
Das Priorat
seit spätestens 1250 eine Pfarrei
Einer alten Überlieferung zufolge sollen die Lötscher einst in Niedergesteln pfarrgenössig gewesen sein. Doch nennen die Urkunden die Talkirche von Lötschen schon 1233 anlässlich der Gründung durch Girold von Turn. Von der Kirche von Niedergesteln ist erst Jahrzehnte später die Rede, doch mag sie aus dem 12. Jh. stammen.
1248 Prior von Gesteln
In einem Schreiben von Papst Innozenz IV. aus Lyon vom 19. Oktober 1248 wird ein Prior von Gesteln erwähnt. Sicher ist, dass in Gesteln schon vor dem Jahr 1284 eine Kirche war. Pfarrei und Kirche sind also schon mittelalterlich.
1371 und 1374 Friedhofsegung
Zweimal (1371 und 1374) liess Papst Gregor XI. Kirche und Friedhof, die wegen Blutvergiessen entweiht waren, neu einsegnen.
1384 Gericht über Feuerlegung im Prioratshaus
Am 13. April 1384 wurde im Hof der Gestelnburg Gericht über die Feuerlegung im Prioratshaus gehalten. Es war vermutlich das letzte Gericht auf der Burg, danach wurde die Burg zerstört.
Auf einem Pergament wurde in lateinischer Sprache das Gericht dokumentiert. Inhalt (gekürzt): «Im Namen des Herrn amen. Es sei allen kundgetan, dass am 13. April 1384 im mittleren Hof der Burg von Niedergesteln der hochwürdige Herr Nycholaus, Prior des Ortes, und ein gewisser Cop von Niedergesteln erschienen sind.» Der Prior sprach zu ihm: «Siehe, Cop, du hast mir mein Prioratshaus zerstört, indem du darin Feuer gelegt hast, wie es scheint.» Worauf dieser zur Antwort gab: «Sicher, mein Herr, ich gebe zu, das Feuer gelegt zu haben, doch geschah dies durch unglückliche Umstände und mein Sinn war verwirrt. Ich verspreche aber eidlich durch Berühren des Evangelienbuchs mit meiner Hand vor den hier anwesenden Zeugen, das Haus auf meine Kosten wieder herstellen zu lassen.» Darauf bat er den Notar, dies zu verurkunden. Zeugen: Petrus Satteri von Leuk, Kleriker und Notar, Herr Bartholomäus, Priester aus Alemannien, Perrodus Aymonis, Theodolus Perroneti, Johannes Franchodi, Bürger von Leuk, Mapheodus von Brig und andere und ich Petrus Suap, Kleriker von Leuk, der ich diese Urkunde auf Verlangen des Priors verfasst und mit meinem Signet unterzeichnet habe.
Name und Entstehung
Weil Girold von Turn die Kirchen Lötschen und Niedergesteln dem Kloster von Abondance südlich des Genfersees übergab, heissen die Pfarrherren seitdem Prior, wenn auch heute die Bezeichnung nur noch historischen Charakter aufweist. Der Prior von Gesteln war verantwortlich für Niedergesteln, Steg, Hohtenn und Eischoll. Die ersten Geistlichen waren Chorherren aus Abondance.
1470 der letzte Prior aus Abondance
Der Freiherr Girold von Turn hat ebenfalls die Kirche von Gesteln gestiftet und dem Chorherrenstift „Unserer lieben Frau von Abondance“ übertragen. Prior Schwick, der 1470 Prior in Niedergesteln war, soll der letzte Prior aus dem Kloster Abondance in Niedergesteln gewesen sein. Gegen Ende des 15. Jh., als es dem Kloster an Nachwuchs mangelte, traten Weltpriester an ihre Stelle. Der jeweilige Prior besass auch die kleine Herrschaft Giesch.
1607 Verkauf der Rechte
Im Jahr 1607 verkaufte der Abt von Abondance alle Rechte auf die Priorate Val d’Illiez, Lötschen und Niedergesteln an Bischof Adrian II. von Riedmatten.
1766 Loslösung von Eischoll
Ursprünglich war Niedergesteln die grösste Pfarrei des Zenden Raron. Im Jahre 1766 löste sich die Tochterpfarrei Eischoll von der Mutterpfarrei. Als Gotteshaus diente noch über ein Jahrhundert lang die Kapelle, bis 1886 die heutige Kirche in Eischoll von Bischof Adrien Jardinier eingeweiht wurde. Von den letzten Rechten der Mutterpfarrei kaufte man sich 1897 los.
1913 Loslösung von Steg und Hohtenn
In Steg, wo schon zuvor mehrmals von einem Rektorat die Rede gewesen war, beschloss die Urversammlung 1904 die Gründung einer Pfarrei. Diesem Plan stimmte 1905 Bischof Jules-Maurice Abbet zu, doch vergingen bis zu ihrer Errichtung noch acht Jahre. Hohtenn schloss sich der Gründung an. Wie in Eischoll feierte man vorerst in der Kapelle Gottesdienst. Im Jahr 1915 war die Kirche von Steg bezugsbereit. Auch Hohtenn besitzt seit 1963 ein eigenes Gotteshaus, doch ist es kirchlich nicht selbständig, sondern bildet mit Steg zusammen eine gemeinsame Pfarrei.
1913 F. G. Stebler berichtet
F. G. Stebler schrieb am 28. Juli 1913 über die Kirche von Niedergesteln (Auszug):
«Die Kirche in Niedergesteln bestand schon 1252. Es war früher ein Priorat des Klosters Abondance in Savoyen und heute noch trägt der Pfarrer den Titel Prior. Bis 1912 war auch Hohtenn und Steg zu Niedergesteln Kirchansässig, noch früher auch Eischoll und in alter Zeit sogar Lötschen. Die älteste Kirche in der nächsten Umgebung ist jedoch diejenige des hl. Romanus in Raron, die urkundlich schon 1212 vorkommt.»
Pfarrarchiv
Niedergesteln besitzt ein stattliches Pfarrarchiv; dessen ältestes Pergament vom 14. Mai 1347 datiert. Die Dokumente der Pfarrei konzentrieren sich auf das 15. Jh. und vor allem auf das 19. Jh.
Im Jahr 1887 sichtete Pfarrer Ferdinand Schmid, damaliger Archiv-Inspektor für das Oberwallis, die Materialien und klassierte sie damaligem Usus gemäss. Aufgrund der Inventare von F. Schmid (1887) und H. A. von Roten (1961) neu analysiert und ergänzt von lic. phil. Philipp Kalbermatter (1999/2000).
Die Akten des Pfarrarchivs berichten uns von Kirche und Kapellen, Altarpfründen, Bruderschaften, Visitationen der Bischöfe, Prioren und dem Leben im Priorat. Das Pfarrarchiv ist in zwei Gruppen aufgeteilt. D für Einzeldokumente, G für Register (Pfarr-Register, Protokoll- und Rechnungsbücher).
Prioren und die Landwirtschaft
Prior Stockalper war der vorletzte Prior, der selber Landwirtschaft betrieb. Besonders stolz war er auf seine Pferde, welche er für die Fahrt nach Steg vor den Wagen spannte. Stall und Scheune waren früher direkt ans Pfarrhaus angebaut. Heute steht dort ein moderner Trog.
Nach 1913 ging Prior Stockalper auf Wanderschaft. Am 18. August 1925 stürzte er in die Massa und wurde am 9. September auf der Höhe seiner alten Pfarrei Niedergesteln aus dem Rotten gezogen und am 12. September in Glis begraben.
Kastlanei Lötschen - Niedergesteln
Das Wallis um 1350
Das Wallis war aufgeteilt in bischöfliche Gebiete (hellblau), savoyische Gebiete (rosa), Gebiete der Abtei von Saint-Maurice (hellgrün) und Gebiete der Freiherren von Turn, welche sich in den Kanton Bern ausdehnten.
Streit um das Erbe Antons von Turn
Nach der Vertreibung der Herren von Turn im Jahre 1376 entbrannte ein Streit um ihr Erbe. Bischof Eduard hatte die Herrschaft Gesteln vom Herzog von Savoyen gekauft, dieser zuvor von Anton von Turn. Die Patrioten meinten, sie hätten dieselbe mit ihrem Blut bezahlt. Sie liessen es nicht gelten, dass der Bischof 1377 die Lötscher und Gestler als freie Landsleute angenommen hatte.
Ab dem Jahr 1426 wurden die Einkünfte aus den Gebieten der von Turn zwischen Bischof Andreas von Gualdo und den fünf oberen Zenden aufgeteilt.
1430 Einrichtung der Kastlanei
Die fünf oberen Zenden fanden sich mit dem Verlust von Gesteln-Lötschen nicht ab. Sie versuchten in der Folge immer wieder, dem Bischof die Herrschaft über die ehemaligen Besitzungen der Familie von Turn zu entreissen.
Im Jahr 1430 erreichten die fünf oberen Zenden auf dem Verhandlungsweg die Macht. Gesteln, Eischoll und Lötschen kamen unter die Verwaltung der fünf oberen Zenden. Sie setzten einen Kastlan ein und behandelten die „befreiten“ Leute als Untertanen. Ähnliches erlebten später (1475) die Unterwalliser.
Fortan ritt also jeder neue Kastlan in die Herrschaft ein und nahm den Lehenseid entgegen. Zwar durfte die Kastlanei 1448 wie die andern Zendendrittel Mörel und Raron eine Militärfahne führen, zwar sass zur Schinerzeit Christian Plast von Kippel im Landrat; doch nach dem „Trinkelstierkrieg“ 1550 wurde den Untertanen die Schuld am unblutigen Bauernaufstand zugeschoben und alle Sonderrechte wurden ihnen weggenommen.
Im 17. Jh. durfte sich das Untertanen-Drittel des Zenden Raron, vor allem auf Initiative des östlichen Drittels Mörel, an Wahlen beteiligen.
1663 wurde Melchior Werlen aus Ferden der erste Bannerherr von Raron, der aus dem unteren Drittel (Lötschen – Niedergesteln) stammte.
Häufig wurden die Leute des Priorats zur Ausbesserung der Landstrasse verpflichtet.
1790 Loskauf
Das Untertanen-Verhältnis blieb im Wesentlichen bis zum Loskauf 1790 bestehen. Einige Jahre später, beim Einmarsch der Franzosen, hätte man die Freiheit einfacher und billiger erhalten können.
Die Prioratskirche
Drei Bauperioden
Die heutige Kirche entstand im Wesentlichen in 3 Bauetappen. Die erste Bauperiode stammt wohl aus dem 12. Jh., die zweite Bauperiode aus dem 15. Jh. und die dritte Bauperiode aus dem 19. Jh.
Burgkirche aus dem 12. Jh.
In seinen ursprünglichen Teilen stammt die Burgkirche sogar aus dem 12. Jahrhundert. Hiervon zeugen der Seitenausgang von der Sakristei nach Norden gegen die Burg hin, die Fundamente und die zugeschüttete Krypta unter dem Chor. Es handelt sich offenbar um ein Gotteshaus, älter als die Pfarrei.
1282 Mutterkirche
Im Jahr 1282 wurde die Kirche als «Kath. Pfarrkirche St. Maria, Mutterkirche des westlichen Drittels des Zenden Raron» erwähnt.
16. Jh. Turmbau
Eines der Wahrzeichen von Niedergesteln ist der Kirchturm, welchen anfangs des 16. Jahrhunderts Ulrich Ruffiner erbaute. Es ist ein dreigeschossiger Bau mit Masswerkschallfenstern und Satteldach in Firstrichtung der Kirche. Der sogenannte Käsbissenturm ist einzigartig in seiner Art im Wallis. Er hat kleine gotische Fensterluken in den unteren Geschossen und grössere in den der Glockenstube.
1833/35 Schiff und Chor
Der einschiffige Bau blieb vom 16. bis 19. Jh. ohne wesentliche Veränderungen. Schiff und Chor erhielten in den Jahren 1833 bis 1835 ihre heutige Gestalt. Der klassische nach Süden gerichtete Längsbau mit gefluchtetem, dreiseitig geschlossenem Chor wird vom kraftvollen Chorfrontturm beherrscht.
18.–19. Jh. Haupt- und Seitenaltäre
Schlanker, zweigeschossiger Hochaltar Mitte des 18. Jh. mit Gemälde der Muttergottes, 1857 von Lorenz Justin Ritz.
Linker Seitenalter mit Gemälde des hl. Nikolaus und elegantem Rokoko-Aufsatz, 3. V. 18. Jh.
Rechter Seitenaltar etwas älter, aber umgebaut, mit Gemälde der hl. Katharina, Mitte des 19. Jh.
Friedhofkapelle
Die Friedhofskapelle, zwischen Friedhof und Kirche, ist ein tonnengewölbter Rechteckbau. Sie dient heute als Aufbahrungskapelle.
Kirchenplünderung
Die frühere Hauskirche der Freiherren von Turn beherbergte manche Kostbarkeiten. Leider sind die meisten dieser sehr wertvollen Stücke im Verlaufe des 19. teilw. 20. Jahrhunderts teils auf geheimnisvolle Weise verschwunden. Hans Anton von Roten sagt mit Schmerz, wohl keine Kirche im Wallis sei so ausgeplündert worden wie die Kirche von Niedergesteln!
Archäologische Untersuchungen
Bei Renovationsarbeiten im Jahre 1976 wurden an der Kirche archäologische Untersuchungen durchgeführt und dokumentiert.
Bei Umgebungsarbeiten im Jahre 1985 wurde das Gelände entlang der Kirchenwestmauer im östlichen Schiff- und im Chorbereich bis auf die Fundamentsohle abgetragen. Dabei kam der Eingang zum ehemaligen Beinhaus zum Vorschein. Auf drei Stufen gelangt man in einen Raum von 3.05 x 2.85 m und einer Raumhöhe von 1.85 m. Im Beinhaus befinden sich zwei kleine Nischen.
Das nachträglich in die Südwestecke des Beinhauses eingefügte Mauermassiv gehört zum Fundament des nach Norden verschobenen Triumphbogens der dritten Bauperiode.
Gleichzeitig mit dem Bau des gotischen Rechteckchores aus der zweiten Bauperiode wurde in dessen Westfassade eine 2.0 m breite, 0.8 m tiefe und 2.25 m höhe rundbogige, profillose Grabnische (arcosolium) ausgespart. In der Grabfüllung wurden einzelne Fussknochen und ein Fragment eines Wadenbeines einer Erstbestattung gefunden. Die Zweitbestattung wurde komplett vorgefunden. Es handelt sich um ein wahrscheinlich männliches Individuum von weniger als 1.70 m Grösse.
Kirchenbauplatz (Augustin Imboden)
Es hiess, man wollte die Kirche von Niedergesteln zuerst gemeinsam mit Eischoll jenseits des Rottens bauen. Da begann man auch mit den Fundamenten. Aber in der Nacht verschwanden dort immer die Instrumente, drei Mal hintereinander. Weil sie jeweils am Standort der heutigen Kirche wieder gefunden wurden, betrachtete man das als Vorboten Gottes, denn man hatte in der Nacht Wachen aufgestellt und nichts gesehen. So baute man die Kirche am heutigen Standort unter dem Burgfelsen.
Die alten Glocken
Unterschutzstellung
Der Kirchturm von Niedergesteln wurde 1963 - 1964 restauriert und mit den drei alten Glocken unter Bundesschutz gestellt. Die alten Glocken läuteten zum letzten Mal am 3. Sonntag August des Jahres 1963 zur Prozession mit dem Allerheiligsten um die Kirche.
Standort
Hinter dem Hauptaltar gelangt man über eine enge Schneckentreppe auf die erste Etage des Kirchturmes. In der kreuzrippengewölbten Kammer ruhen auf dem ursprünglichen Glockenstuhl die drei alten Glocken von Niedergesteln.
Über eine steile Holztreppe gelangt man in den zweiten Stock, wo sich die Mechanik der Kirchenuhr befindet. Auf der dritten Etage hängen die fünf neuen Glocken, welche am Samstag den 31. August 1963 zum ersten Mal geläutet wurden. Am 13. Oktober 1963 wurden die Glocken von H.H. Generalvikar Dr. Josef Bayard geweiht.
Apostelglocke
Die aus dem Jahr 1567 stammende Glocke ist mit ihren 620 Kilo die grösste Glocke. Auf der Glocke ist in Ringform sich wiederholend ein Apostel zu sehen.
LAUDATE DOMINUM IN CYMBALIS BENE SONANTIBUS 1567.
FRANCISCUS SERMUNDUS BURMENSIS VALLIS STELLINA ME FECIT.
St. Michaelsglocke
Die aus dem Jahr 1655 stammende Glocke wiegt 270 Kilo. Auf der Glocke sieht man ein eisernes Kreuz in geschlungenen Formen.
ADRIANUS IV. EPISCOPUS SEDUNENSIS COMES ET PREFECTUS VALLESIAE 1655.
DIE ADELICHE UND TUGENDREICHE FRAU CHRISTINA ROTTEN GOTTA.
Christkönigs- und Muttergottesglocke
Die aus dem 15. Jh. stammende Glocke ist die älteste und mit ihren 190 Kilo die kleinste Glocke. Auf der Glocke ist Jesus Christus am Kreuz mit der Muttergottes auf der einen und Josef auf der anderen Seite zu sehen.
O REX GLORIAE CHRISTE VENI NOBIS CVM PACE AVE MARIA GRATIA PLENA.
Die neuen Glocken
Entscheidung für neue Glocken
Im Kirchenratsprotokoll vom 20. Januar 1963 wurde der Entscheid für neue Glocken wie folgt festgehalten:
Geraume Zeit nahm in Anspruch die Beratung über die Anschaffung neuer Glocken, bedingt durch die notwendig gewordene Installierung einer elektrischen Läuteeinrichtung. Die durch die Umstände immer mühsamer und schwieriger werdende Sorgung des Kirchendienstes, insbesondere des Läutens im Turm, die Unmöglichkeit geeignete Hilfskräfte zu finden, haben den Entschluss reifen lassen, elektrische Glockenläutmaschinen zu installieren.
Eine Beratung durch Fachleute hat folgendes ergeben:
-
Für die vorhandenen Glocken müssten neue Lager und Joche bestellt werden. Auch andere Bestandteile müssten ersetzt werden. Die Glocken müssten gekehrt werden.
-
Die bestehenden drei alten Glocken stimmen klanglich nicht mehr gut zueinander.
-
Die Glocken sind im Laufe der Jahrhunderte abgenutzt und schon mal gekehrt worden, um für den Klöppel einen neuen Anschlagspunkt zu gewinnen.
-
Die kleinste Glocke ist wohl seit vielen Jahren so befestigt, dass sie nicht geläutet, sondern nur durch Anschlagen der Klöppel zu Gehör gebracht werden kann.
-
Es ist daher nicht zu verantworten, diese Verhältnisse so zu belassen und es wird beschlossen eine Glockenläutmaschine zu installieren.
-
In der geräumigen Glockenstube und dem stabilen Turm wäre ein Geläut von 5 Glocken vorgesehen, die sich im weiten Umkreis sehen und hören lassen können.
-
Die vorhandenen Glocken würden eventuell als Altertum, d.h. wegen ihres historischen Wertes im Turm belassen. Wir hoffen dabei um einen Beitrag des schweizerischen Denkmalschutzes.
Es muss mit folgenden Ausgaben gerechnet werden: 5 Glocken Glockengiesserei Eschmann Fr. 61'000.–, Elektrische Läuteeinrichtung J. Muri Sursee Fr. 12'000.–, Umänderungen Fr. 5'000.–, Totalbetrag von Fr. 78'000.–
Die neuen Glocken
Die grösste Glocke wurde von der Burgerschaft gestiftet und heisst «Burgerglocke». Diese Glocke wurde der heiligsten Dreifaltigkeit geweiht. Bereits im Jahr 1966 hatte diese Glocke einen Sprung und musste neu gegossen werden, mit dem Gussvermerk: «Im Namen Gottes goss mich und meine vier Schwestern Emil Eschmann, Rickenbachwil, zur Zeit des 2. Vatikanischen Konzils, Umguss Singnet anno Domini 1967»
Die zweitgrösste Glocke wurde durch Vertreter der geistlichen und weltlichen Behörden und weiteren Zusagen gestiftet. Diese Glocke wurde der Muttergottes geweiht.
Die drittgrösste Glocke wurde von einem Dorfteil gestiftet und dem hl. Josef geweiht.
Die viertgrösste Glocke wurde von einem Dorfteil gestiftet und dem hl. Mauritius und den Gefährten geweiht.
Die kleinste Glocke wurde von einem Dorfteil gestiftet und den hl. Engeln geweiht.
Das Spiel der neuen Glocken
Die Glockendisposition wurde aus verschiedenen Varianten gewählt: C, Es, G, B, E, ein vereinigtes Moll-Dur Motiv, das von Fachleuten als eines der schönsten beurteilt wird.
Das Pfarreizentrum
Das alte Pfarrhause
Im Jahr 1384 ist das Pfarrhaus von einem gewissen Cop angezündet worden. In einem alten Pergament steht von der Einvernahme des Brandstifters im mittleren Hof der Gestelnburg. Prior Nycholaus hat 1399 das (wieder aufgebaute?) Pfarrhauses erworben. Ob sich letzteres am Standort des heutigen Pfarrhauses befand oder an einem anderen Ort, lässt sich bisher nicht schlüssig nachweisen. Gemäss den historischen Quellen besass es einen Balkon (lobium), neben dem Eingang befand sich ein Hof, auch führte hier das Gmeigässi (vicus communis) vorbei.
1578 Umbau
Im Jahre 1578 entstand, wohl auf den alten Fundamenten, unter Prior Nicolaus super Gradibus ein neues Pfarrhaus.
1735 Aufstockung
Im Jahr 1735 liessen die Gemeinden des Priorats eine Pfarrwohnung aus Holz aufsetzen. Auf der Binde steht:
HOC OVS EXSTRVSTRVSTVM EST EXPENSIS LAVDABILIVM COMVNITATVM TOTIVS PAROCHIAE CASTELLIONIS INFE P R D C WERLEN
EAE P P D I Z G I B P P COM D C C Z S - - - M IOANES ANDRES ANNO M DCC XXXV - - -
Übersetzt: Dieses Werk ist erbaut worden durch die Ausgaben der Gemeinden der ganzen Pfarrei. Prior ehrwürdiger Herr Christian Werlen. Es folgen die Buchstaben: E.AE,P.P.D. I.Z. G. I.B. P.P. comm.D.C. und zuletzt die Jahrzahl 1735.
um 1777–1800
Zur Zeit von Prior Rigger besass das Pfarrhaus zwei geheizte Räume, drei kleine Schlafzimmer und drei Keller. Vor dem Haus lag ein ummauerter Hof mit zwei Ställen, einem für Schweine und einem für Pferde, einer Scheune und einem Speicher. Der Umschwung umfasste rund 45 Klafter.
1808 wurde das Bischofszimmer erwähnt
Bei der Visitation 1808 ist erstmals von einem «conclave (Saal) sub alio tecto», also einem Raum unter einem anderen Dach, die Rede. Dies dürfte das im oberen Teil des Anbaues eingerichtete, spätere Bischofssaal genannte Lokal sein
1970 Sanierung
Im Jahr 1970 wurde das Pfarrhaus in Zusammenarbeit mit dem Heimatschutz saniert. Die ehemalige Scheune und Stall, welche später als Bischofssaal und Jugendlokal umgenutzt wurde, ist abgerissen worden. Es entstand ein grosszügiger Pfarreigarten.
2001 Altersbestimmung
Auf einer eingelassen Wappenscheibe in einem Fenster des Pfarrhauses steht: „12. Jh. als Patrizierhaus erbaut, 15. Jh. wieder aufgebaut, im 17. Jh. aufgestockt, 1970 renoviert“.
Im Jahr 2001 wurde eine dendrochronologische Altersbestimmung an den verschiedenen Hölzern im Pfarrhaus vorgenommen.
Die Hölzer der älteren Bauphase enden in den Herbst / Winter des Jahres 1478. Jene der jüngeren Phase endet mit Splint im Jahre 1505 respektive 1508. Die schlecht lesbare Jahrzahl (15?3) beim südwestlichen Kellereingangsportal könnte auf Grund der Splintjahre ins Jahr 1513 lauten.
Die Hölzer im oberen Hausteil mit Waldkante enden in den Herbst / Winter der Jahre 1732 respektive 1733.
2001–2002 Umbau zum Pfarreizentrum
Das stattliche Pfarrhaus auf 5 Etagen und mit 16 Räumen wurde seit vielen Jahren nur teilweise genutzt. Daher beschloss man, das Gebäude in eine Wohnung für den Prior und in öffentliche Räume zu unterteilen. In den beiden Obergeschossen (von 1735) befindet sich die Wohnung des Priors. In den drei unteren Stockwerken ist der Bischofsaal, zwei Sitzungszimmer, Sanitäranlagen, der Rittersaal, ein Schlafzimmer und der Keller, dessen Grundmauern teilw. noch aus dem 12. Jh. sind, untergebracht.
Sitzungs- und Schulungsräumlichkeiten
Die öffentlichen Räume können für Schulungen und Sitzungen von Dritten bei der Gemeinde gemietet werden. Im Bischofsaal steht ein uralter Wallisertisch mit 8 Walliserstühlen. Der Keller steht auch für private Anlässe zur Verfügung. Das Prunkstück ist der Rittersaal mit seinen 20 Sitzplätzen.
Pfarreigarten
Der Pfarreigarten wurde neu gestaltet und ein Verbindungsweg mit Kopfsteinpflaster integriert.
Evangelisch-reformierte Kirchengemeinde Brig
Tunnelstrasse 9, 3900 Brig, 027 923 04 36, Mail, www.brig.erkw.ch
Gottesdienste
Sonntagsgottesdienst (ausser 2. Sonntag im Monat) um 10.00 Uhr
Am Vorabend des zweiten Sonntags: Samstagabendgottesdienst um 17.00 Uhr
Gottesdienst mit Abendmahl am 3. Sonntag im Monat
Die Agenda der Gottesdienste finden Sie hier.
Textquelle: Gemeindeverwaltung Niedergesteln und Wikipedia. Bildquelle: Gemeinde Niedergesteln / adobeStock / Wikipedia. Alle Angaben ohne Gewähr.